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August Leskien. Der erste Slawist in Leipzig

Aus Anlass des hundertsten Todestages August Leskiens und der im Druck erschienenen Edition der Tagebücher zeigt die Universitätsbibliothek Leipzig die Tagebücher und ausgewählte Stücke aus dem Nachlass August Leskiens, die seinen Lebensweg von Kiel nach Leipzig beleuchten.

Die Ausstellung in der Bibliotheca Albertina ist vom 02.02. bis zum 07.03.2017 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei.

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Hintergründe

Die Universitätsbibliothek Leipzig erhielt 2012 als Schenkung die Tagebücher von August Leskien. Der am 08. Juli 1840 in Kiel geborene Johann Heinrich August Leskien entstammte einer kleinbürgerlichen Handwerkerfamilie. Der entscheidende Schritt aus dem Handwerkermilieu heraus gelang mit dem Besuch des Gymnasiums in Kiel.

1860 nahm Leskien das Studium der Klassischen Philologie in Kiel bei Georg Curtius auf. Ihm folgte er 1862 an die Leipziger Universität, wo er 1864 das Staatsexamen ablegte und promovierte. Nach dem Studium unterrichtete er bis 1866 an der Leipziger Thomasschule Latein und Griechisch. Noch in seiner Leipziger Studienzeit lernte Leskien die Familie Brockhaus kennen. Diese Bekanntschaft war für seinen weiteren Lebensweg entscheidend. Heinrich Eduard Brockhaus hatte 1854 in Budapest Maria Emilia »Milly« Weisz geheiratet. Milly Brockhaus hatte drei Schwestern, darunter Leonore, die den Leipziger Buchhändler Carl Geibel heiratete, und Luise Weisz, die die Ehe mit dem Budapester Arzt Joseph Bräuer einging.

Mit Milly Brockhaus, Leonore Geibel und Luise Bräuer pflegte Leskien bis zu deren Lebensende eine enge Freundschaft. Er betreute Söhne aus diesen Familien als Hauslehrer und Mentor. Während seines Leipziger Studiums und seiner Tätigkeit als Lehrer an der Thomasschule wohnte er bei Luise Bräuer. Die finanzielle Unterstützung durch die Familie Bräuer ermöglichte es ihm, den Lehrerberuf aufzugeben und sich seiner akademischen Karriere zu widmen.

Auch sein privates Glück machte Leskien durch die Bekanntschaft mit der Familie Brockhaus. Hier lernte er seine Frau kennen. Am 15. April 1871 heiratete er Elisabeth „Lisbeth“ Judeich. Ihre Mutter Marie Pauline Judeich war eine Tochter von Heinrich und Therese Pauline Brockhaus. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor: Gertrud, Albert, Friedrich, Ilse, Ernst und Elfriede.

Durch seine Heirat in die Familie Brockhaus-Judeich machte Leskien seinen sozialen Aufstieg perfekt. Er gehörte nun zum Umfeld der führenden Leipziger Familien. Die Familie Leskien pflegte ein großbürgerliches Leben und unterhielt neben ihrer repräsentativen Stadtwohnung eine Villa in Dresden, die als Feriendomizil genutzt wurde. August Leskien repräsentierte die für Leipzig spezifische Vermischung von Wirtschaftsbürgertum und Bildungsbürgertum. In politischer Hinsicht stand Leskien Albert Eduard Brockhaus nahe. Wie dieser gehörte er den Nationalliberalen an und war auch für einige Jahre als Stadtrat tätig.

Leskien setzte seine Studien seit Ostern 1866 in Jena fort, um bei August Schleicher Sprachwissenschaft zu studieren. Er habilitierte sich 1867 in Göttingen. Es folgte 1869 die Berufung zum Extraordinarius an der Universität Jena für vergleichende Sprachkunde und Sanskrit. 1870 wurde er auf die Professur für Slavistik an der Universität Leipzig berufen und 1876 zum ordentlichen Professor ernannt. In Leipzig war die erste slawistische Professur auf Drängen der sorbischen Minderheit der Lausitz eingerichtet worden.

Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer arbeitete Leskien von 1882 bis 1889 für F. A. Brockhaus als Redakteur der „Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste“. 1889 bis 1911 übernahm er die Chefredaktion der 14. Auflage des Konversationslexikons.

In vielfältiger Weise wirkte Leskien auf die Ausbildung der Slawistik als Universitätsfach in Deutschland und darüber hinaus. Er galt als einer der führenden Köpfe der sogenannten „Junggrammatiker“, die in Analogie zu den Naturgesetzen von der Unveränderlichkeit der Lautgesetze überzeugt waren. Zusammen mit Karl Brugmann und Ernst Windisch gründete er 1898 das „Indogermanische Institut“ an der Universität Leipzig. Leskien verstarb am 20. September 1916 in Leipzig. In den Nachrufen wurde er als einer der herausragenden Gelehrten seiner Zeit gewürdigt.