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Digitalisierung und Tiefenerschließung von Handschriften der Bibliotheca Amploniana in der Universitätsbibliothek Erfurt

Die 889 mittelalterlichen Handschriften der Bibliotheca Amploniana, der Bibliothek des Collegium Porta Coeli der alten Universität Erfurt (heute als Depositum der Stadt im Besitz der Universitätsbibliothek Erfurt), sind ein einzigartiges Dokument zur Geistes- und Wissenschaftsgeschichte des Spätmittelalters. Ihren Kern bildet eine Schenkung von 633 Handschriften durch den kurkölnischen Leibarzt Amplonius Rating de Berka (gest. 1435), darunter ein besonders bedeutendes Konvolut medizinischer Schriften.

Diese Codices aus dem 9.–15. Jahrhundert bilden nicht nur die umfangreichste geschlossen erhaltene Büchersammlung eines mittelalterlichen Gelehrten, sondern auch den reichsten Bestand einer Kollegienbibliothek dieser Zeit. Ihre Bedeutung liegt nicht nur in den (teils unikal) überlieferten Texten, sondern auch in den Handschriften selbst, die einzigartige Zeugnisse aus dem frühen Universitätsbetrieb in Frankreich, Italien, England und Deutschland sind und über ihre Besitzgeschichten Einblick in die internationalen Wissensnetzwerke des Spätmittelalters geben

Da ein 1887 von Wilhelm Schum erstellter Bestandskatalog nicht mehr heutigen wissenschaftlichen Anforderungen entspricht, wurden zwischen 2008 und 2013 mit DFG-Förderung zunächst für 324 v. a. medizinisch-naturphilosophische Handschriften die inhaltlichen Erschließungsdaten in Manuscripta Mediaevalia vervollständigt und mit Normdaten versehen. Als Eigenleistung wurde die Forschungsdokumentation mit über 3.000 Titeln im OPAC der UB Erfurt aufgebaut. 

Das anhaltend starke Interesse der Wissenschaft an der Sammlung sowie bedeutende Funde aus jüngster Zeit (z. B. unbekannte Texte des Kirchenvaters Augustinus im Jahr 2008) machen es unabdingbar, die Amploniana nun nach den Maßstäben des 21. Jahrhunderts, also durch vollständige Digitalisierung und eine wissenschaftliche Tiefenerschließung, zu bearbeiten.

Im Projekt sollen 317 der Handschriften mit verbesserter und elektronisch aufbereiteter Texterschließung durch die UB Erfurt digitalisiert und über die Digitale Historische Bibliothek Erfurt/Gotha zugänglich gemacht werden. Von hier aus werden die IIIF-fähigen Digitalisate in das neue Handschriftenportal (HSP) überführt und dort ebenfalls vorgehalten. Eine Übersicht über den aktuellen Fortschritt der Digitalisierung findet sich hier.

Die Tiefenerschließung bezieht sich auf 118 medizinische Handschriften aus dem Digitalisierungsbestand. Sie stammen aus der Schenkung des Amplonius und deren nächstem Umfeld. Die Katalogisierungsarbeiten sollen nach den DFG-Richtlinien unter Leitung des Handschriftenzentrums Leipzig verteilt in Erfurt und Leipzig erfolgen. Auf diese Weise wird die nötige Expertise zur Fortführung der Erschließungstätigkeit an der UB Erfurt geschaffen, da perspektivisch geplant ist, das Projekt dort nach zwei DFG-Förderphasen in Eigenleistung zu verstetigen. Die Ergebnisse der Tiefenerschließung werden der Forschung über das Handschriftenportal kontinuierlich bereitgestellt, wo sie zusammen mit den Digitalisaten präsentiert werden.