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Atmen beim Lesen. Bibliotheken im Industriezeitalter

Historischer Lesesaal in der Bibliotheca Albertina – damals und heute

Historischer Lesesaal in der Bibliotheca Albertina – damals und heute

Die modernen Bibliotheken, wie wir sie heute kennen, öffnen ihre Türen für alle Benutzerinnen und Benutzer, und diese allgemeine Öffnung nahm ihren Anfang im 19. Jahrhundert. Wie noch heute war damals die Frage nach dem guten Buch ein zentrales Anliegen. Wie kann man den Lesehunger der Menschen auf beste Weise befriedigen? Wie bringt man die Menschen dazu, nicht nur Romane zu lesen? Bibliotheken haben keinen Erziehungsauftrag, sie wollen aber das Lesen produktiv machen.

Moderne Bibliotheken sorgen überdies dafür, dass ihre Räumlichkeiten angenehm sind. Dazu gehören heute Klimaanlagen oder jedenfalls Vorrichtungen für gute Belüftung. Das sah vor über einhundert Jahren anders aus, denn die schlechte Außenluft des Industriezeitalters musste aufwendig gefiltert werden, bevor man sie zum Atmen in die Lesesäle leitete. Auf den Straßen waren die Menschen, vor allem in den Städten, gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt, weil Rauch und Staub sich in ihren Lungen festsetzten.

Ein neues Berufsfeld entsteht im 19. Jahrhundert: die Hygiene. Ärzte, Naturwissenschaftler und Ingenieure kümmern sich um das Wohl der Menschen, die durch Umwelteinflüsse allenthalben erkranken und allzu früh versterben. Die Architekten setzen auf Haustechnik, um die Belüftung ihrer Gebäude zu verbessern, auch die Bibliotheken, die überall neu entstehen. Sie bilden Zufluchtsorte vor den Gefahren des Alltags. Hier kann man in guter Luft durchatmen und den Kopf freibekommen für neue Ideen.

Der Vortrag widmet sich dem Verhältnis von Hygiene und Lesekultur im Industriezeitalter, vor allem seiner frühen Phase bis 1920. Ulrich Johannes Schneider war Direktor der UB Leipzig bis März 2022 und ist weiterhin Professor am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Er forscht seit einigen Jahren über die globale Geschichte der modernen Bibliotheken. Dazu gehört auch die Geschichte ihrer Umwelt.

23. Januar 2024, 18 Uhr

Vortragssaal
Bibliotheca Albertina
Beethovenstr. 6
04107 Leipzig

Eintritt frei

Referent: Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider